Schüleraustausch mit Mexiko

Vor nunmehr 7 Monaten bin ich, Felix Schroedel, mein Auslandsjahr in Mexiko angetreten. Deshalb wohne ich gerade in Mexiko City in einer Gastfamilie und besuche das Colegio Alemán Alexander von Humboldt.

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Wie alles begann

Ungefähr 2 Wochen nach den Winterferien kam meine Klassenlehrerin Frau van Moll in die Klasse und verkündete, dass sie für das nächste Schuljahr (2009-2010) zwei Plätze für einen Schüleraustausch mit dem Colegio Alemán Alexander von Humboldt in Mexiko City zu vergeben habe. Damals meldeten sich mehrere Schüler, die sich nach einiger Bedenkzeit dann allerdings doch dagegen entschieden, sodass ich letztlich als einziger übrig blieb. Etwa vier Monate vor den Sommerferien setzte ich mich mit Frau Serret per E-Mail in Kontakt. Sie ist Englischlehrerin an der mexikanischen Schule und betreut den Aus­tausch. Von ihr erhielten wir alle wichtigen Informationen (u.a. auch zur Beantragung des Visums). Schon nach kurzer Zeit hatte sie eine Austauschschülerin für mich gefun­den, mit der auch sofort ein reger E-Mail Kontakt entstand. Aus persönlicher Erfahrung kann ich dabei sagen, dass Spanischkenntnisse sicherlich von Vorteil sind und die Verständigung mit den Austauschschülern und der Gastfamilie wesentlich vereinfachen, allerdings nicht zwangsweise erforderlich sind. Der E-Mail Verkehr mit der Lehrerin fand stets auf Deutsch statt und auch die mexikanischen Austauschschüler sprechen in der Regel ein verständliches Deutsch. Lediglich die Kom­munikation mit den Gasteltern, die meist kein Deutsch können, gestaltet sich etwas schwierig. Ist man jedoch erst einmal vor Ort, ist es nach einigen Wochen kein Problem mehr, mit der Familie zu sprechen, sodass recht bald auf Hände und Füße (sowie gege­benenfalls Englisch) bei der Unterhaltung verzichtet werden kann.

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In Mexiko

Nach einem langen Flug von über 10 Stunden kam ich endlich am Flughafen in Mexiko an und musste mich noch am Flughafen durch einige Formulare quälen. Mein Wörterbuch, meine Spanisch- und Englischkenntnisse sowie die fehlende Scheu davor, wildfremde Menschen in einem Kauderwelsch aus Sprachen anzusprechen, sind mir dabei sehr zu Gute gekommen. Nach ungefähr einer Dreiviertelstunde traf ich samt Gepäck auf meine 5 köpfige Gast­familie. Sie begrüßten mich mit einem herzlichen „Hallo“, was sie vorher extra von ihren Kindern, die alle die deutsche Schule besuchen, gelernt hatten. „¡Hola, bienvenidos a México!“ und ein „¿Cómo estás?” durften natürlich auch nicht fehlen. Ich wurde sofort fest in die Arme geschlossen und von diesem Tag an wie ein eigener Sohn behandelt. Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich noch zusammen mit meiner Austauschschüle­rin, die dann aber am Ende der Ferien zu meiner Familie nach Berlin aufbrach.

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Die Schule

Am folgenden Montag begann dann auch die Schulsaison in Mexiko und ich lernte meine neuen Klassenkameraden kennen. Meine Klasse besteht insgesamt aus 14 Schülern, von denen die Hälfte ebenfalls aus Deutschland kommt und dieses Jahr einen Austausch macht. Viel Zeit zum Erfahrungsaustausch blieb uns allerdings nicht, da wir schon am ersten Tag eine Besonderheit der Schule kennelernten: die morgendliche Versammlung der ganzen Schule. Jeden Montag findet in der Pause nach der 3. Stunde die sogenannte Ceremonia statt, bei der die mexikanische und die deutsche Flagge gehisst sowie wich­tige Informationen vom Schulleiter bekannt gegeben werden. Ein Vorteil der Schule ist, dass die 11. Klassen sehr klein sind. Dies liegt daran, dass fast die Hälfte der Mexikaner das Jahr in Deutschland verbringt, die Schule jedoch im Gegenzug nur 15 deutsche Austauschschüler aufnimmt. Der Unterricht findet hauptsächlich auf Deutsch statt. Ausnahmen sind natürlich die Fremdsprachen Englisch, Spanisch und Französisch, was als zusätzliches Fach gewählt werden kann. Die deutschen Austauschschüler müssen nicht am Spanischunterricht der Muttersprachler teilnehmen (dürfen es auf Wunsch jedoch gerne), sondern bekommen von einem Extralehrer Unterricht. Lediglich die Fächer Informatik und Sport werden in spanischer Sprache unterrichtet. Am Anfang mag einem der Unterricht vielleicht etwas schwierig erscheinen, aber schon nach wenigen Monaten kann man dem Unterricht fast problemlos folgen, da man durch den ständigen Kontakt mit der Sprache bei Gesprächen mit der Gastfamilie und mit den mexikanischen Klassenkameraden schnell dazulernt.

Die Gastfamilie

Mittlerweile kenne ich nicht nur meine, sondern auch die Gastfamilien der anderen Aus­tauschschüler und ich kann sagen, dass wirklich alle sehr nett sind und man gut mit ihnen auskommt. Bei Problemen können wir uns jederzeit an Frau Serret wenden. Falls es not­wendig ist, hilft sie dabei, eine neue Gastfamilie zu finden.

Die Kosten

Da es sich bei dieser Art von Austausch um einen direkten Austausch handelt, fallen au­ßer dem Flug und einem monatlichen Taschengeld keine weiteren Kosten an. Als Aus­tauschschüler muss kein Schulgeld bezahlt werden.

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Die Stadt und das Land

Mexiko ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Während des Kreisens über dem Flughafen kurz vor der Landung blickte ich aus dem Fenster und mein erster Eindruck war einfach überwältigend: Millionen von Häusern, riesige, mehrspurige Straßen und un­zählige Autos. Die Hauptstadt schien überhaupt kein Ende zu nehmen und wird sicher nicht ohne Grund als eine der größten Städte der Welt bezeichnet. Es gibt allerdings auch verlassene Gegenden. Viele Dörfer auf dem Land bilden einen starken Kontrast zu dem Leben in der Großstadt. Auch wenn Mexiko zu den fortschritt­licheren Ländern Lateinamerikas gehört, kann es bei weitem noch nicht mit den europäi­schen Standards mithalten. Viele Menschen in den kleineren Dörfern wohnen in einfa­chen Verhältnissen, wie zum Beispiel in Wellblechhütten. Die Stromversorgung, die selbst in der Stadt häufig Schwankungen unterliegt, sowie die Versorgung mit fließend Wasser, sind lange nicht so selbstverständlich, wie es uns als Europäern immer er­scheint. Auf das Trinken des Leitungswassers sollte man – zumindest ungefiltert -gene­rell verzichten. Der durchschnittliche Schulbesuch in Mexiko beträgt 5 Jahre, obwohl die Schulpflicht eigentlich die gesamte Primaria, also 6 Jahre vorschreibt. An diesen Beispielen wird deutlich, wie ambivalent dieses Land ist. Und diese Kontraste beschränken sich nicht nur auf die Menschen, die hier leben. Die 31 Bundesstaaten (so­wie der Distrito Federal) sind mindestens genauso abwechslungsreich und unterschied­lich. Die Landschaften sind aufgrund der verschiedenen Klimazonen sehr vielfältig und lassen sich nur schwer beschreiben. Es gibt von allem und für jeden etwas: Regenwald, trocke­nes Ödland, Wälder, Gebirge, Flüsse, Seen, Strände und vieles mehr. Am Besten schaut ihr es euch einfach selber an. Ein Besuch lohnt sich auf jedenfall, denn Mexiko ist wun­derschön, um nicht zu sagen „precioso“.

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Mein Fazit

Abgesehen davon, dass es eine geile Sache ist, mal für ein Jahr so weit weg von Europa zu wohnen, ist es gleichzeitig eine riesige Chance, sein Spanisch zu verbessern und neue Erfahrungen zu sammeln. Man lernt kleine Dinge viel mehr schätzen und entwickelt eine ganz neue Sicht auf das Leben in Deutschland mit der eigenen Familie. Schon allein deshalb lohnt es sich, einen Austausch zu machen. Meiner Meinung nach macht es viel Sinn in ein lateinamerikanisches Land zu fahren, da man hier ganz andere Eindrücke sammeln kann, was die Kultur und die Lebensweise betrifft, als das beispiels­weise in Spanien oder einem anderen europäischen Land möglich ist.

Hier einige Beispiele:

Freunde, Essen, Mentalität, Lebensverhältnisse (Armut?), Kultur (Feste: Día de la In­dependencia, Día de los Muertos, Navidad, Año nuevo, Dia de los Reyes…) Leben in der grossen Stadt (Freizeitbeschäftigungen, Perisur ;D )